Heute schrieb „Michael“, ein Radfahrer aus meiner Nachbarschaft, einen Kommentar zum meinem Blogbeitrag über den erfolgreichen Aprilscherz. Er stellt mir daran mehrere Fragen, deren Antworten auch für andere Menschen interessant sein könnten.

Da der Kommentar nicht wirklich im Zusammenhang mit dem Blogbeitrag steht, möchte ich hier darauf antworten, auch deshalb, weil er keine E-Mail-Adresse angegeben hat. Und da ich davon ausgehe, dass „Michael“ damit einverstanden sein muss, wenn er hier einen öffentlichen Kommentar abgibt, nehme ich an, dass ich das hier so in dieser Form in einem eigenen Beitrag beantworten kann. Wenn dem nicht so ist, dann möge er sich bitte bei mir melden.

Viele der hier beantworteten Fragen stehen so oder ähnlich auch schon in meiner Radfahrer-FAQ, siehe hier.

Antworten auf den Kommentar

Mich persönlich würde es mal interessieren ob sie eigentlich noch aus Spaß und Freude radfahrern oder nur noch um ihre Rechte einzufordern?

Öffentlicher Kommentar von „MICHAEL“ vom 04.04.2021

Ich fahre zunächst einmal, weil es für mich die einzig mögliche Mobilität ist. Mit dem Fahrrad kann ich Einkäufe erledigen, Termine wahrnehmen und sonstige Dinge tun. Nur selten mache ich große Fahrradtouren. Immer mal wieder bezeichne ich im Nachgang Radfahrten als „Tour“, aber im Prinzip sind es fast immer Alltagsfahrten.

Trotzdem habe ich jedes Mal Freude am Radfahren. Das erkennt man z. B. daran, dass ich immer wieder grinse und lache wie ein Honigkuchenpferd, wenn ich es mal wieder aufs Rad geschafft habe, unterwegs bin und mich an verschiedenen Dingen erfreue.

Ich fahre selbst auch viel Rad, fahre auch nach PF [Anmerkung: PF steht für Pforzheim] zur Arbeit , aber im Gegensatz zu ihnen versuche ich grundsätzlich Rad und Waldwege zu nehmen da dies für mich und alle anderen Verkehrsteilnehmer doch bedeutend angenehmer ist und landschaftlich bedeutend reizvoller.

Öffentlicher Kommentar von „MICHAEL“ vom 04.04.2021

Das freut mich :) Und hier in der Gegend ist es ja wirklich sehr schön.

Als ich angefangen habe, Fahrrad zu fahren, habe ich das genauso gemacht. Da ging es mir darum, etwas Schönes zu erleben und die Umgebung zu erkunden.

Später dann, als Fahrradfahren zu meiner Alltagsmobilität wurde, hat sich das geändert. Wenn ich auf ungefähr 20 Fahrten im Monat hin und zurück zum 40sten Mal im Monat die selbe Strecke befahre, dann geht es mir nicht mehr darum, die reizvolle Landschaft zu genießen, sondern darum, dass ich irgendwann ankomme. Es ist zwar immer noch interessant, wie sich die Landschaft über die Jahreszeiten hinweg entwickelt, dass es verschiedene Düfte gibt und vieles mehr und ich kann mich auch immer wieder daran erfreuen. Aber das erlebt man nebenbei. Hauptziel ist für mich die Erledigung meines Alltags.

Und damit ich möglichst wenig Kraftaufwand bei den vielen Höhenmetern in Pforzheim aufbringen muss oder schnell ankomme, nutze ich die beste Infrastruktur mit den wenigsten Höhenmetern und dem besten Fahrbahnbelag, die es hier gibt. Und das sind nunmal fast überall Landstraßen. Entlang der meisten Landstraßen gibt es keine Radwege. Manchmal gibt es welche, die aber (Neuhausen <-> Schellbronn) extrem schlecht sind und neuerdings auch nicht mehr benutztungspflichtig. Es gibt natürlich irgendwo immer irgendwelche Waldwege. Z. B. von Pforzheim nach Huchenfeld irgendwo im Wald. Die Steigung ist deutlich höher als auf der Landstraße.

Ich fahre immer mit einem gewissen Gepäck, mit einem relativ schweren Fahrrad ohne Hilfsmotor und habe auch oft Einkäufe in den Gepäckträgertaschen. Zudem fahre ich das ganze Jahr durch. Das halbe Jahr mit Spikes auf den Mänteln. Da muss man noch mehr treten als mit normalen Mänteln.

Und als mir meine Tochter noch erzählt das der Schulbus ewig hinter ihnen herschleicht weil der Fahrer ein Verbot von seinem Chef bekommen hat sie zu überholen frage ich mich ob sie nicht wirklich über das Ziel hinausschießen, …

Öffentlicher Kommentar von „MICHAEL“ vom 04.04.2021

Es ist interessant, auf diesem Weg zu erfahren, dass es wohl eine Anweisung des „Chefs“ an die Busfahrer gibt, dass man sich an die Straßenverkehrsordnung halten soll. Denn das ist keine Sonderbehandlung für mich, da die StVO (Straßenverkehrsordnung) alle Verkehrsteilnehmenden schützen soll. Damit auch die Kinder nicht gefährdet werden sondern sicher Zuhause ankommen, darf der Fahrer des Schulbusses nicht bei Gegenverkehr oder durchgezogener Linie überholen.

Meist überholen mich die Fahrer:innen von Bussen (auch Schulbussen) jedoch trotzdem und zumindest meistens mit genügend Abstand. Auch dort, wo man nicht überholen darf.

… ich find es ja noch einigermaßen in Ordnung Autofahrer auszubremsen, …

Öffentlicher Kommentar von „MICHAEL“ vom 04.04.2021

Mir geht es nicht darum, irgend jemanden auszubremsen. Mir geht es darum, dass ich beim Überholtwerden nicht gefährdet werde. Wenn man also nicht überholen kann und kurz warten muss, dann erwarte ich von den Fahrzeugführenden, dass sie das auch tun. Darüber müssen sich die Fahrzeugführenden nicht aufregen, das gehört dazu, wenn verschiedene Verkehrsarten auf derselben Infrastruktur unterwegs sind.

Es gibt kein Recht auf eine Mindestgeschwindigkeit im Straßenverkehr. Man darf nur so fahren, dass niemand gefährdet oder mehr als vermeidbar behindert wird.

… aber den gesamten öffentlichen Nahverkehr zwischen PF und Neuhausen für ihre Belehrungsspielchen auszubremsen geht zu weit finde ich , wenn ich einen Bus oder LKW sehe oder eine Autoschlange hinter mir dann versuche ich diese schnellst möglichst vorbei zu lassen …

Öffentlicher Kommentar von „MICHAEL“ vom 04.04.2021

Genau das tue ich. Überall da, wo es für mich gefahrlos möglich ist, anzuhalten, halte ich an und lasse alle vorbei, falls doch mal mehrere Fahrzeuge hinter mir sind. Meist geschieht dies dann, wenn sich der Fahrzeugführende direkt hinter mir nicht traut, zu überholen.

Teilweise ist natürlich auch Überholverbot auf der Strecke von Pforzheim nach Huchenfeld, aber das hindert fast alle Fahrzeugführenden nicht daran, trotzdem zu überholen. Es kommt also nur sehr selten vor, dass man minutenlang hinter mir herschleichen muss.

Auf der Strecke Pforzheim nach Huchenfeld gibt es mehrere solcher Stellen (= rote Kreise). Jedoch halte ich z. B. nicht an der lang gezogenen Rechtskurve an (rote Linie im Bild), wo rechts die Leitplanke ist. Denn dann würden die folgenden Fahrzeugführenden mit Tempo 100 an mir vorbei fahren und ich hätte einen Raum von nur wenigen Zentimetern zur Verfügung. An der Stelle muss man sich halt mal gedulden.

… und bestehe dabei keineswegs auf mein Recht , Bus und LKW Fahrer haben im Straßenverkehr wohl mehr Stress als wir mit dem Fahrrad !!!

Öffentlicher Kommentar von „MICHAEL“ vom 04.04.2021

Sie meinen vermutlich nicht den Stress, den man verspürt, wenn man bei der Bergabfahrt von einem Lkw-Fahrer geschnitten und in Richtung Straßengraben abgedrängt wird, sondern nur eine gewisse Hektik, wenn man sich verspätet(?).

Ich bestehe auf meine Rechte, wie ein Mensch im Straßenverkehr behandelt zu werden, angstfrei Fahrrad fahren zu können und gesund Zuhause anzukommen. Und dabei auch noch eine ordentliche Infrastruktur benutzen zu können. Diese Rechte gestehe ich jedem anderen Menschen auch zu.

Da muss man dann von allen Seiten auch Kompromisse eingehen. Ich z. B., indem ich sehr oft Fahrzeugführende hinter mir vorlasse, auch innerorts und auch wenn es nur einzelne Fahrzeuge sind. Ich erwarte hingegen, dass man sich ein paar Sekunden Zeit nimmt, um so lange zu warten, bis man mich gefahrlos überholen kann. In den meisten Fällen sind es wirklich nur Sekunden.

Ich möchte sie hier in keiner Weise angreifen aber ich merke das alle Fahrzeugführer auf ihrer Stammstrecke immer Aggressiver werden wenn sie Fahrradfahrer sehen und das kann ich nach dem Lesen ihres Blogs auch gut verstehen , vielleicht überlegen sie sich mal mal wieder Fahrrad zu fahren um den Sport und die Landschaften zu genießen wie ich es mache, dann haben sie weder Stress mit anderen Verkehrsteilnehmer noch der Polizei,

Öffentlicher Kommentar von „MICHAEL“ vom 04.04.2021

Ich sehe Ihren Kommentar nicht als Angriff :) Miteinander reden/schreiben ist immer gut.

Woran machen Sie fest, dass alle Fahrzeugführenden immer aggressiver werden? Mein Eindruck ist eher, dass es eine sehr kleine Gruppe von Autofahrenden gibt, die sehr laut ist und von denen die meiste Aggression ausgeht. Denn es sind oft dieselben Menschen, die mich knapp überholen, das Scheibenwischwasser aktivieren, dauerhupend und schnell überholen oder mich beleidigen. Die überwiegende Anzahl meiner Kfz-Fahrrad-Kontakte ist einwandfrei.

Ich habe eher den Eindruck, dass mehr Fahrzeugführende rücksichtsvoller werden.

…ich fahre im Jahr ca 500km mit meinem Mountainbiken und hab noch NIE die Polizei oder das Ordnungsamt benötigt , es ist halt ein Miteinander und nicht ein Pochen auf SEIN Recht …

Öffentlicher Kommentar von „MICHAEL“ vom 04.04.2021

Ich fahre im Durchschnitt 600 km im Monat mit dem Trekkingfahrrad, da bedingt schon alleine das Mehr an Strecke, dass ich mehr Erlebnisse habe als Sie. Wobei ich das nicht als Wertung meine, ab wann man ein „Radfahrer“ sei und wann nicht.

Die Frequenz der Erlebnisse, also die Häufigkeit pro Zeit, ist auch ein wichtiger Faktor für die Wahrnehmung. Wenn ich zum zwanzigsten Mal an einem Tag bedrängt werde, habe ich einen anderen Bezug dazu, als wenn andere Radfahrende das einmal im Monat erleben.

Ich nehme von mir selbst an, dass ich ein Miteinander versuche, dass ich versuche, auch die andere „Seite“ zu betrachten und nicht alle über einen Kamm zu scheren. Ich versuche auch, immer freundlich mit anderen Menschen zu sprechen, wenn sich eine Situation ergibt.

Das einzige Recht, auf das ich wirklich „poche“, ist mein Recht auf körperliche Unversehrteit.

… , Hochachtungsvoll ihr Bikerkollege Micha aus Schellbronn

Öffentlicher Kommentar von „MICHAEL“ vom 04.04.2021

Liebe Grüße ebenfalls.

Wenn wir uns mal begegnen sollten, dann einfach mal ansprechen. Ich wirke manchmal vielleicht seltsam, bin aber ganz nett und kommunikativ.