Gestern, am 25.09.2020 war ich erneut mit Fahrrad und Fahrradanhänger Müllsammeln. Denn aktuell darf ich aus Gründen nicht so anstrengend Fahrrad fahren. Da ich trotzdem raus will, gehe ich stattdessen Müll sammeln.

Ich war die ganze Zeit nur im Wald unterwegs. An Waldwegen oder an der Landstraße entlang ging ich immer wieder bis um die 50 Meter in den Wald hinein.

Die meiste Zeit war ich im Wald, der zur Gemarkung Hohenwart bzw. noch zu Pforzheim gehört. Ich arbeitete mich dann immer weiter in Richtung Schellbronn vor, das zur Gemeinde Neuhausen bzw. zum Enzkreis gehört.

Auf einem stark vermoosten Bereich im Wald fand ich die Verpackung eines Kondoms, daneben den Inhalt davon, Taschentücher und etwas, das dem Namen nach ein Lederreiniger ist, jedoch wohl für andere Zwecke genutzt wird. Die Geschichte dahinter könnt ihr euch selbst ausmalen, oder auch nicht.

Ich fand aber auch schöne Dinge, während ich durch den Wald streifte. Z. B. große Felder mit Heidelbeersträuchern. Davon gibt es hier viele.

Oder auch schöne Pilze.

Aber auch immer wieder Müll, so viel davon; hier z. B. eine Mülltüte über die schon eine dicke Wurzel gewachsen war. Ich musste etwas graben, um die Tüte zu herauszubekommen.

An einer anderen Stelle fand ich dann das hier; wer das noch kennt, der ist schon alt :)

Dann fand ich eine verschlossene Box aus Kunststoff. Darin waren aber nur Feuchttücher.

Gewehrgranate – was man im Wald so findet

Irgendwann stand ich ca. 0,5 Meter vor etwas, das auf dem Boden lag und seltsam aussah. Zuerst dachte ich, es könnte eine Art Werkzeug sein und die Riffelungen links könnten die Abdrücke einer Fassung sein, die aktuell fehlte. Ich machte ein paar Fotos mit dem Smartphone und entfernte mich dann von dem Gegenstand. Ich hatte ein ungutes Gefühl, denn es hätte der Form nach auch Munition sein können, aber ich konnte mir absolut nicht vorstellen, dass man hier so etwas finden könnte. Eigentlich wäre jetzt der Zeitpunkt, bei der Polizei anzurufen.

Aufgrund der bisherigen Erfahrungen mit der Polizei, dem „nicht ernst genommen werden“ usw. fällt es mir jedoch sehr schwer, auch bei möglicherweise schwerwiegenden Dingen bei der Polizei anzurufen. Zu groß ist die Befürchtung, mal wieder nicht ernst genommen zu werden oder Probleme zu verursachen.

Deshalb wollte ich erst noch Menschen fragen, die sich vielleicht damit auskannten. Da ich bei seltsamen Funden immer mal wieder via Twitter nachfrage, wo sich Menschen tummeln, die zu verschiedensten Bereichen Wissen haben, veröffentlichte ich dort um 16:53 Uhr das Foto und fragte, ob das ein Werkzeug sein könnte oder doch etwas Gefährliches.

Da direkt nach dem Veröffentlichen bei Twitter mehrere Antworten mit Begriffen wie „Munition“, „Polizei“ und „Kampfmittelräumdienst“ kamen, traute ich mich dann doch um 16:59 Uhr, bei der Polizei anzurufen.

Ich wählte nicht den Notruf sondern die Nummer der meines Wissens nach für diesen Bereich zuständigen Dienststelle. Ich erklärte, dass ich etwas gefunden habe und unsicher sei, ob das gefährlich sein könne. Ich bat um eine E-Mail-Adresse, um ein Bild zu schicken. Kleiner Hinweis an die IT der Polizei: Es wäre cool, wenn die E-Mail-Adresse etwas einfacher wäre.

Um 17:02 Uhr schickte ich die E-Mail mit dem Betreff „Was ist das?“ und dem oberen Foto des Fundes ab.

Zwei Minuten später rief man mich zurück und erklärte, dass man das Foto an den Kampfmittelbeseitigungsdienst zur Einschätzung weiterleite. Man wollte auch meine Position wissen. Da der Weg laut OpenStreetMap keinen Namen hatte, bot ich an, eine weitere E-Mail mit meiner genauen Position laut OsmAnd zu schicken, was ich dann um 17:07 tat. Ich sagte auch, dass ich vor Ort bleiben würde für den Fall eines Einsatzes.

Ich schaute immer wieder auf Twitter, wo mittlerweile mehrere Menschen anhand des Fotos schrieben, was genau der Fund sein könnte.

Um der Polizei die Arbeit möglicherweise zu erleichtern, rief ich um 17:20 Uhr erneut bei der Dienststelle an, um die „Erkenntnisse“ mitzuteilen. Es war jedoch jemand anderes dran und ich erklärte die Situation erneut und auch, dass es Informationen gäbe, was der Fund genau sein könne. Man konnte wohl im Hintergrund in Erfahrung bringen, um welchen Fall es sich handelte und fragte nach, wie groß der Gegenstand sei und ich gab 12 bis 15 cm an. Dann sagte man, man würde auf die Einschätzung des Kampfmittelbeseitigungsdienstes warten und mir dann Bescheid geben, ob es einen Einsatz geben würde.

Dann wartete ich und sammelte währenddessen weiterhin Müll. Auf der anderen Seite des Weges. Ich fand an einer Stelle am Rand eines alten, verwachsenen Waldweges, zwei Turnschuhe und direkt daneben einen Wollpullover und eine Fliessjacke. An einer anderen Stelle fand ich noch die Reste einer Zimmertüre aus Holz und die enprechenden Metallteile wie Klinge und Beschläge.

Ich war etwas verwundert darüber, dass nach einer Stunde immer noch kein Rückruf erfolgte.

Um 18:19 Uhr kam dann von der Westseite des Weges ein Fahrzeug. Ich erkannte erst kurz bevor es vor mir war, dass es sich um ein Polizeifahrzeug handelte. Der Beifahrer lehnte sich aus dem Fenster und fragte, ob ich angerufen hätte. Ich bestätigte. Das Blaulicht wurde aktiviert und auf der Anzeigetafel erschien der Text „Gefahr“.

Ich zeigte den beiden Polizisten den genauen Lageort der Granate, sie schauten sich das Dings etwas genauer an und gaben dann durch, dass der Kampfmittelbeseitigungsdienst kommen müsse.

Dann ging ich mit einem der Polizisten zu meinem Fahrrad. Ich fragte, ob ich „in der Nähe“ bleiben könne, bis der Kampfmittelbeseitigungsdienst da wäre, weil mich das interessieren würde. Er meinte, dass das noch eine ganze Weile dauern würde, da der Mensch von Reutlingen anfahren müsse.

Der Polizist fragte nach meinem Personalausweis und schrieb meine Daten auf. Ich machte währenddessen zur Erinnerung ein paar Fotos vom Einsatzfahrzeug, das mit Blaulicht und der Schrift „Gefahr“ auf dem Waldweg stand.

Ich bedauerte, dass die beiden jetzt noch so lange hier warten müssten und sagte, dass ich nicht beabsichtigt hatte, jemanden so lange hier zu binden.

Der Polizist fand es cool, dass ich den Müll sammle und war dann auch über die Menge erstaunt, als ich den einen bereits vollen Müllsack kurz anhob.

Der andere Kollege begann schon damit, die Fundstelle zu markieren und den Bereich abzusperren.

Ich verabschiedete mich und fuhr an eine andere Stelle, um Müll zu sammeln.

Später am Abend, als ich bereits Zuhause war, sah ich zufällig auf der Webseite der Pforzheimer Zeitung, dass es einen kurzen Artikel über den Granatenfund gab, siehe hier.

Mit mir hat niemand von der Pforzheimer Zeitung gesprochen. Vielleicht hat man via Twitter mitbekommen, dass etwas los war und hat dann beim Pressesprecher der Polizei angefragt.

Ich finde es schade, dass man mich als Spaziergänger bezeichnet. Ich meldete mich via Twitter bei der Pforzheimer Zeitung und stelle klar, dass ich in dem Moment nicht Spaziergänger war, sondern Müllsammler, bot an, das Foto der Granate in guter Qualität zu übersenden und schickte auch ein Foto des restlichen Mülls, den ich an diesem Tag fand (siehe unten hier im Text). Wie eigentlich immer, gab es darauf keine Reaktion.

Weiter gehts mit Müllsammeln

An einem Ort in Schellbronn hatte jemand neben den Glascontainern viel Müll abgelegt. Option 1 war, die Müllablagerung zu melden. Bis allerdings jemand vorbeikommen und den Müll einsammeln würde, wäre die Hälfte davon durch den Wind im Wald verstreut worden. Option 2 war, das direkt einzusammeln, was ich dann auch tat.

Dann sammelte ich auch am angrenzenden Parkplatz jede Menge Müll ein, u. a. ein Nudelholz.

Ergebnis

Das Ergebnis dieser Aktion:

  • 20,10 kg Müll
  • 1 Gewehrgranate (die habe ich nicht mitgewogen)

Ich legte die beiden Müllsäcke wieder an einem bestimmten Ort ab, wo sie dann vermutlich am Montag abgeholt werden. Anrufen muss ich beim Abstellen an diesem Ort generell nicht mehr.